Das Schweigen

Das Schweigen

 

Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, woraus die Welt besteht, wenn ich schweige? Sie besteht aus diesen Räumen, die überall zu finden sind, die ganze Erdoberfläche ist voll davon, die Räume öffnen und schliessen automatisch, man kann darin stehen oder sitzen oder liegen, so lange man will, es gibt keinen Hunger, keinen Durst, keinen Schlaf, keinen Tag, keine Nacht darin.

 

Der Raum ist trocken. Man steht da wie ein Sack Reis, wartet, bis man gekocht wird, umgerührt und abgeschüttet, gegessen vielleicht – mit Gemüse. Man sitzt da wie ein Tier im weichen Pelz und atmet so, dass man sich selber streicheln möchte. Man liegt da wie ein Mensch, den man nur vom Schwarz-Weiss-Foto aus der Ausstellung in der Stadt kennt, worüber man froh ist und erleichtert, man muss ja nicht gleich jeden kennen.

 

In dem Raum geschieht nichts Nennenswertes, man wartet einfach auf den Siede- und Garpunkt, man lässt sich servieren, es atmet und ist weich und richtig, es gibt nichts zu tun, man muss keine Farbe bekennen, nichts wissen über sich oder über andere, denn da ist niemand, und wenn man wieder in Gang kommt in dem, was wir „das richtige Leben“ nennen, das, so wird behauptet, ausserhalb dieser Räume stattfindet, ausserhalb des Schweigens, dann ist das halt so. Ich antworte irgendetwas, zum Beispiel: Das sagte meine Grossmutter auch immer.